Diese Rose ist ein lange gehegter Schatz unserer Familie: Mein Großvater hatte sie einst im Vorbeigehen in einem Garten gesehen und konnte den Besitzer überreden, ihm ein paar Ranken abzuschneiden. Weil sich mein Großvater hervorragend auf der Veredeln von Obstbäumen und Vermehren von Rosen verstand, gelang es ihm, aus diesen Stecklingen einen Rosenstock großzuziehen.
Als meine Großmutter vor vielen Jahren starb und meine Mutter das Haus mit dem großen Garten verkaufte, nahm sie die Rose mit in ihren Garten, wo sie an einem sonnigen Platz prächtig gedieh. Doch dann zog auch meine Mutter um in eine Wohnung ohne Garten. Und so riskierten wir, den alten Rosenstock auszugraben, obwohl wir dabei natürlich viele Wurzeln durchtrennen mussten.
Mit Rosenerde und viel Dünger verpflanzte ich die Rose in unseren kleinen, eher schattigen Garten. Dort wächst diese wunderbare Rose nun im dritten Jahr – nicht besonders üppig, aber sie hat den Umzug überlebt und hat in diesem Jahr das erst Mal mehr als nur ein, zwei Blüten. Wie diese Rosenzüchtung heißt, habe ich nie herausfinden können.
Doch noch schöner als die Blüten ist ihr Duft. Nur, wie soll ich einen Duft beschreiben? Intensiv und schwer, etwas süßlich, aber auch mit einem feinen Anklang an Schwarztee. Und natürlich ist da auch immer die Erinnerung an meinen Großvater. Damit wird diese Rose immer etwas ganz Besonderem für mich sein.